Gelsen: nur lästig oder auch gefährlich?

 

Endlich ist er da, der Sommer! Endlich können wir abends wieder draußen sitzen, auf der Terrasse, am Balkon oder in einem Gastgarten. Wie haben wir uns einen Winter lang danach gesehnt! Aber Moment – war da nicht noch was? Ach ja. Spätestens mit dem ersten Gelsenstich erinnern wir uns wieder, dass der Sommer auch weniger angenehme Begleiterscheinungen hat.

 

Warum die Gelsen stechen

Männliche Stechmücken ernähren sich von pflanzlichem Nektar. Die Weibchen hingegen benötigen zur Entwicklung ihrer Eier Eiweiß – und das holen sie sich aus dem menschlichen Blut. Wenn wir vom Gelsen“stich“ sprechen, ist das übrigens nicht ganz korrekt. Gelsen haben nämlich gar keinen Stachel, sondern sie saugen das Blut mit ihrem Rüssel aus der menschlichen Haut. Damit das gut funktioniert, mischen sie das Blut, indem sie ihren Speichel in die Hautöffnung spritzen. Das wirkt betäubend (so können sie sich ungestört satt trinken), und es verflüssigt das Blut. Das menschliche Immunsystem reagiert auf das körperfremde Protein mit Schwellungen und Juckreiz, also mit einer kleinen allergischen Reaktion. Dies alles ist unangenehm, aber meist nicht weiter gefährlich.

Können Gelsen Krankheiten übertragen?

Es gibt viele verschiedene Mückenarten, einige davon sind auch als Überträger von Krankheiten bekannt, etwa Malaria, Denguefieber oder das West-Nil-Fieber. In Mitteleuropa müssen wir uns jedoch – anders als in tropischen oder subtropischen Ländern – nicht wirklich fürchten. Zu bedenken ist jedoch, dass in Folge des Klimawandels auch hierzulande neue Gelsenarten auftreten. Die weitere Entwicklung ist nicht absehbar. Grundsätzlich gilt: Geht die Reaktion auf einen Mückenstich über das normale Maß (leichte Schwellung, Juckreiz) hinaus, muss ein Arzt aufgesucht werden.

 

Was hilft?

Die schlechte Nachricht: Handy-Apps mit Hochfrequenztönen helfen eher nicht. Gelsenstecker und Sprays sind zwar durchaus effizient – aber diese Wirksamkeit kommt halt nicht von ungefähr. Sie beinhalten und verbreiten nämlich (geringe Dosen) von Nervengift. Schwangeren, Stillenden, Kleinkindern, Allergikern sowie alten und schwachen Menschen wird deshalb von dieser chemischen Keule abgeraten.

Oft werden als Hausmittel die ätherischen Öle von Lavendel, Zeder, Nelke, Zitrone, Pfefferminze oder Eukalyptus empfohlen. Diese wohlriechenden Essenzen eignen sich gut als Raumdüfte oder – in Lotionen gemischt – zum Auftragen auf die Haut. Leider ist aber in diesem Fall die Wirksamkeit eine Frage der Dosis. Entsprechend intensiv eingesetzt, funktioniert das als Gelsenschutz ganz gut, aber die ätherischen Öle reizen Schleimhäute und Atemwege.

Auch die präventive Einnahme von Vitamin-B-Präparaten zeigte bisher noch keinen wirklich nachweislichen Erfolg.

 

Vorbeugen!

Also alles hoffnungslos? – Nicht ganz, denn man kann immer noch versuchen, den lästigen Insekten den Spaß zu verderben. Experten empfehlen, helle, luftige Kleidung zu tragen. Fenster mit Fliegengittern, Kinderwägen mit Mückennetzen sichern. Brutplätze reduzieren – also stehendes Wasser aus Blumentöpfen entfernen, Regentonnen abdecken. Und last not least: Nichts spricht gegen die gute, alte Fliegenklatsche hinter der Tür.

 

Was tun, wenn man gestochen ist?

Auch, wenn‘s schwerfällt: bitte nicht kratzen – es nützt nichts und wird nur schlimmer. Die kleinen Wunden können sich nämlich entzünden, und dann wird der Heilungsprozess nur unnötig verlängert. In der Apotheke gibt es milde, juckreizstillende Salben und Gels mit Antihistaminika (wenn diese im Kühlschrank aufbewahrt werden, wirken sie doppelt). Umschläge mit Eiswürfeln oder Kühlpacks, Zitronensaft, Gurkenscheiben oder Zwiebelschalen sind ebenfalls lindernd. Ansonsten heißt es abwarten. Und jetzt endlich die gute Nachricht: Spätestens zu Weihnachten haben wir diese lästigen Nebenerscheinungen des Sommers wieder vergessen.

 

Übrigens

  • Keine Angst vor Mückenschwärmen. Das sind meist männliche Tiere, welche mit ihrem auffälligen Verhalten versuchen, Weibchen anzulocken.  
  • Ein Gelsenweibchen kann sein Gewicht beim Blutsaugen beinahe verdreifachen.
  • „Süßes Blut“ gibt es nicht. Es ist eine Frage der Hautdurchblutung, wer wie oft gestochen wird.
  • Zum Trost: Gelsen haben eine wichtige Funktion im Ökosystem.

 

Elisabeth Freundlinger