Impfen: Gefährliche Abzocke oder Triumph des Fortschritts?

 

Die einen feiern Impfungen als wichtigsten Errungenschaften der modernen Medizin. Die anderen reden von Geschäftemacherei der Pharmaindustrie. Die einen fordern für Österreich eine generelle Impfpflicht wie in anderen europäischen Ländern. Die anderen pochen auf das Recht der freien Entscheidung.

 

Thema Masern

 

In letzter Zeit entzündet sich die Diskussion immer wieder an den „Masern“. Diese Kinderkrankheit war schon nahezu ausgerottet, ist inzwischen aber wieder auf dem Vormarsch. Ärzte schlagen Alarm, denn Masern ist alles andere als harmlos. Die Krankheit beginnt mit allen Anzeichen einer Grippe: Schnupfen, trockener Husten und Halsweh. Bald schon kommt es zu hohen Fieberschüben (über 40 Grad) und ein roter, fleckiger Hautausschlag breitet sich aus. Gefährlich ist die Krankheit nicht nur wegen des hohen Fiebers, sondern auch wegen ihrer Komplikationen. So kann es zu schweren Ohren- und Augenerkrankungen, zu Lungenentzündung sowie zur Gehirnhautentzündung kommen. Letztere kann gravierende Folgeschäden nach sich ziehen oder gar zum Tod führen. Das Gefährliche an Masern ist die Übertragung, denn diese Krankheit ist hochgradig ansteckend. Zwei Impfungen reichen für einen lebenslänglichen Schutz. Meist wird im Kleinkindalter geimpft. Die Impfung kann aber jederzeit nachgeholt werden.

 

Gefahr durch Lebendimpfstoffe?

 

In der Medizin wird zwischen Lebend- und Totimpfung unterschieden. Unter einem Lebendimpfstoff – wie etwa im Fall von Masern – versteht man, dass dem Körper eine geringe Dosis der lebenden Krankheitserreger zugeführt wird. Dadurch wird die Bildung der Abwehrstoffe angeregt – der Schutz hält ein Leben lang an. Der Nachteil ist, dass es zu stärkeren Impfreaktionen kommen kann. Zwar ist die Dosis des Impfstoffes so gering, dass die Krankheit selbst nicht ausbrechen kann, aber die Abwehrreaktion kann schon einmal heftiger ausfallen. Bei Totimpfungen (wie etwa Polio, Tetanus oder FSME) werden hingegen bereits getötete Krankheitserreger injiziert. Der Schutz hält aber nur ein paar Jahre an, muss also immer wieder aufgefrischt werden.

 

Pro und Contra

 

Impfgegner warnen vor den Nebenwirkungen oder Folgeschäden und argumentieren mit Entscheidungsfreiheit. Je mehr der Körper von natürlichen Prozessen abgeschottet werde, umso geringer sei letztendlich unsere Widerstandskraft.

Falsch, sagen die meisten Ärzte. Nicht zu impfen stellt immer das größere Risiko dar. Der Schaden der Krankheit ist tausendmal höher als jener einer Impfreaktion.

 

 

Gesellschaftliche Verantwortung

 

Und außerdem: Es geht ja nicht nur um den Einzelnen, sondern auch darum, dass man mit der Impfung immer auch andere schützt. Manche Menschen – zB Kinder, deren Geburt mit Komplikationen verbunden war oder die aus anderen Gründen zu schwach sind – werden von manchen Impfungen ausgenommen. Sind alle anderen geimpft, schließt sich der schützende Mantel auch über diese wenigen Nicht-Geimpften. Sind die Lücken im Sicherheitsnetz aber zu groß, trifft es gerade diese unfreiwillig ungeimpften Personen. Auch, was den Krankheitsverlauf und Folgeschäden betrifft.

 

Stichwort Röteln

 

Die gesellschaftliche Verantwortung zeigt sich besonders bei Röteln. Im Normalfall verläuft diese Krankheit glimpflich: Hautausschlag, Kopf- und Gliederschmerzen, Husten, Halsweh. Wirklich gefährlich ist diese Krankheit aber für Ungeborene. Eine ungeschützte (ungeimpfte) Schwangere kann den Erreger unbemerkt über die Plazenta auf ihren Fötus übertragen. Die Folge nennt sich Rötelnembryofetopathie –das bedeutet Früh- oder Totgeburt und schwerste Behinderungen.

 

Impfmüde?

 

Die Gründe für Impfmüdigkeit sind vielschichtig. Mögliche Ursachen sind: Bequemlichkeit, Sorglosigkeit oder mangelnde Aufklärung. „Masern? – Ist doch eh kein Thema“, sagen viele und vergessen dabei, dass wir diesen Luxus genau den Impfungen verdanken.

 

Achtung, Auffrischen!

 

Totimpfungen müssen von Zeit zu Zeit aufgefrischt werden. Dazu gehören:

  • FSME (Zeckenimpfung)
  • Tetanus (Wundstarrkrampf)
  • Polio (Kinderlähmung)
  • Grippe
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Weitere Impfempfehlungen – vor allem im Fall von Auslandsreisen – hat der Hausarzt.

 

Siehe auch den Impfplan des Gesundheitsministeriums: www.sozialministerium.at/site/Gesundheit/Krankheiten_und_Impfen/Impfen/Oesterreichischer_Impfplan_2019

 

Elisabeth Freundlinger